Wer kommt, der kommt: Ein gelungener Talk-Abend im Güterbahnhof Kiel

Am Mittwochabend, 28. August 2024, fand im industriell-rustikalen Ambiente des Güterbahnhofs Kiel bereits zum siebten Mal die neue Talkshow "Wer kommt, der kommt" mit dem echt Schleswig-Holsteinischen Allround-Moderator, Cover-Sänger und Stadionsprecher York Lange statt – das erste Mal in Kiel. Das Konzept der Late-Night-Show: niemand weiß, wer kommt. Nicht das Publikum, nicht die vielen Helfer und Helferinnen, aber vor allem nicht der Moderator und Gastgeber. Nur, dass es norddeutsche Bekanntheiten sein werden, weiß man im Vorfeld. Wie diese eigenwillige Idee zu einem unterhaltsamen Abend für das Publikum wird, erfahrt ihr in unserem Artikel.

Radiomoderator Andreas Altenburg, Fußball-Europameister Thomas Helmer, Moderator und Gastgeber York Lange und Vizepräsident des Bundestages Wolfgang Kubicki, © kiel-magazin.de
Radiomoderator Andreas Altenburg, Fußball-Europameister Thomas Helmer, Moderator und Gastgeber York Lange und Vizepräsident des Bundestages Wolfgang Kubicki, © kiel-magazin.de

Schon zwei Stunden vor Beginn öffneten sich die Türen, um der Verkehrssituation um das Barkauer Kreuz entgegenzuwirken. Entsprechend war die warm und offen dekorierte Halle des Güterbahnhofs schon früh gut gefüllt. Das Publikum saß an gemütlichen Tischen, die in ihrer Anordnung mehr "abendliche Party unter Freunden" als Markus Lanz ausstrahlten. Trotz der brütenden Hitze unter der alten Dachkonstruktion war die Stimmung ausgelassen, entspannt und erwartungsvoll.

Zu Showbeginn waren die Tische dann nahezu restlos besetzt. Das Bühnenset präsentierte sich in einem handgemachten Look, passend zur Location und norddeutsch himmelblau gefärbt. Gastgeber York Lange begrüßte das Publikum gewohnt charmant und leitete mit viel Witz und Charisma durch den Abend.

Der erste Talk-Gast war Wolfgang Kubicki, Vizepräsident des Bundestages und Rechtsanwalt. Durch die gemeinsame Leidenschaft für den Fußball und Kubickis trockenen Humor entwickelte sich schnell ein unterhaltsames Gespräch. Politik bot zwar die Themen, spielte aber die zweite Geige; Lange und Kubicki spielten sich den verbalen Ball zu wie alte Freunde, im Vordergrund stand klar der zwischenmenschliche Austausch und der Humor. Trotzdem mangelte es dem Gespräch nicht an Gehalt: Kubicki äußerte den Wunsch, mehr Menschen aus dem Berufsleben in der Politik zu sehen und monierte die Kürzung der Sportförderung. Außerdem würde er die Hälfte der bestehenden Bürokratie abschaffen, wäre er Kanzler.

Der Fokus auf die zwischenmenschliche Chemie traf überhaupt auf die Gespräche mit allen Gästen zu, so auch auf den zweiten Ankömmling des Abends. Radiomoderator und Autor Andreas Altenburg, bekannt durch Comedy- und Satire-Formate beim NDR wie "Frühstück bei Stefanie", "Detzer und Nelling" und aktuell "Die Kur-Oase", fühlte sich auf York Langes Bühne sichtlich wohl. Gewohnt gewitzt sprachen Altenburg und Lange über die Herausforderungen im Zuge neuer Medien und der Konkurrenz auf dem Markt, aber auch über die Rückkehr des Publikums zu Audio-Formaten durch Corona. Der mit Altenburgs Sketchen wohlbekannte Lange hob hervor, dass Altenburgs Comedy Themen aus dem Leben aufgreife und sich so auch über Jahre gut halte, was das Publikum mit Applaus honorierte.

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Als letzter Gast wurde Thomas Helmer vorgefahren, ehemaliger Fußball-Nationalspieler, Europameister und Deutscher Meister. Er erzählte im flotten, anekdotischen Stil, wie er eher zufällig Profi wurde und nie eine bewusste Entscheidung dafür traf, über jugendliche Besuche auf Ibiza, dem Training bei der Arminia Bielefeld und über Phantomtore. Nach der Fußballkarriere wurde Helmer zum TV-Experten und über eine Wette wurde er schließlich zum Moderator. Unter anderem moderierte er so sechs Jahre lang den "Doppelpass" für Sport1. Den Trainerschein für verdiente Nationalspieler lehnte er damals ab – Trainer wollte er nie werden. Übrigens schätzt Helmer die Chancen Holsteins auf den Klassenerhalt besser ein als die des FC St. Pauli, bei dem er ein Schnelligkeitsdefizit sieht.

Musikalisch abgerundet wurde der Abend durch den mitreißenden Auftritt von "The Queens" mit Oldies wie "I'm So Excited" und "We Are Family". Das von York Langes Band begleitete Trio sorgte für viel Begeisterung bei Publikum, Gästen und Moderator.

Das Fazit: Gastgeber York Lange musste im Grunde gar nicht wissen, wer kommt – er kannte die Gäste so gut und war mit ihren Hintergründen derart vertraut, dass keine Vorbereitung nötig war und sich die Gespräche natürlich an der Chemie mit ihm entzünden konnten. Was den Unterhaltungen dadurch an inhaltlichem Tiefgang fehlte, gewannen sie an Nahbarkeit und Charme durch die Spontaneität des Gastgebers. Das gesamte Set ist auf gute Unterhaltung ausgelegt, unangenehme Fragen oder Diskurse stehen nicht im Fokus und entsprechend fühlte sich der Abend auch fürs Publikum wie ein angenehmes Zusammensitzen unter Freunden an.

Lange schafft es, mit seinem Charme und seiner Kenntnis der norddeutschen Promi-Landschaft und des Lebensgefühls dem Publikum ein nahbares Gefühl für die Promis zu vermitteln. Dabei ist er selbst leicht zu mögen, was seine Gäste ihm durch die ungezwungene Art widerspiegeln, in der sie sich mit ihm unterhalten.

So wurde es ein rundum gelungener, gemütlicher Talk-Abend wie unter Kumpels, die über Fußball, Medien und auch ein wenig Politik plauderten – ganz nach dem Motto des Klassikers "With A Little Help From My Friends", in den York Lange am Ende selbst mit einstimmte. Das Publikum befand sich zum Abschied auf den Füßen und zeigte sich auf ganzer Linie zufrieden.

Die Talkshow wird noch bis mindestens Dezember im Güterbahnhof Kiel gastieren. Der nächste Termin ist am 25. September 2024.

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