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Kunstinstallation "Der Delinquent ist anwesend"

Im Innenhof des ehemaligen Marineuntersuchungsgefängnisses in Kiel-Wik wurde am 20. Juli 2024 die Kunstinstallation "Der Delinquent ist anwesend" von Künstler Daniel Penschuck eröffnet. Die Installation ist Teil der Ausstellung "Widerstand & Verantwortung", die anlässlich des 80. Jahrestags der Hinrichtung des Oberleutnants zur See Oskar Kusch stattfindet.

Die Ausstellung "Widerstand & Verantwortung" im ehemaligen Marineuntersuchungsgefängnis, © kiel-magazin.de
Die Ausstellung "Widerstand & Verantwortung" im ehemaligen Marineuntersuchungsgefängnis, © kiel-magazin.de
Wann: 12. Mai bis 7. September 2024, donnerstags und freitags 14.00 bis 17.00 Uhr, samstags 11.00 bis 17.00 Uhr
Wo: Kiel-Wik, Rostocker Straße 1 (Zugang rechts von Weimarer Straße 5)
Eintritt: frei

Oskar Heinz Kusch war ein deutscher Marineoffizier im Zweiten Weltkrieg, der wegen regimekritischer Äußerungen gegen den NS-Staat zum Tode verurteilt und am 12. Mai 1944 in Kiel hingerichtet wurde. In Gesprächen mit Kameraden und in persönlichen Aufzeichnungen äußerte er sich abfällig über Adolf Hitler und zweifelte offen am "Endsieg". Er hinterfragte die Sinnhaftigkeit des Krieges und war der Meinung, dass Deutschland den Krieg verlieren würde.

Im April 1944 wurde Kusch an seine Vorgesetzten verraten. Er wurde verhaftet und vor ein Kriegsgericht gestellt. In einem Schauprozess wurde er wegen Wehrkraftzersetzung zum Tode verurteilt. Erst 1996 wurde das Urteil gegen ihn aufgehoben und Kusch rehabilitiert. Heute erinnern mehrere Denkmäler und Straßen an ihn, unter anderem in seiner Heimatstadt Berlin.

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Die Installation "Der Delinquent ist anwesend" des australisch-deutschen Konzept- und Performancekünstlers Daniel Penschuck beesteht aus zwei minimal gehaltenen Stühlen aus Holzbalken, die sich gegenüberstehen. Die breitere Bank mit niedriger Lehne repräsentiert die erniedrigende Anklagebank, der überdimensionierte Stuhl mit hoher Lehne den Richterstuhl. Das Werkstück soll die Leerstelle füllen, die zwischen Verhaftung und Hinrichtung besteht. Sie repräsentiert den Unrechtsprozess und ermöglicht es den Besuchern, den Platz des Richters, des Angeklagten oder des Zuschauers einzunehmen und sich selbst zu positionieren.

Die Installation wird auditiv begleitet. Musikalische und sprachliche Elemente wie perkussive Schritte, Klaviermusik und Schreibmaschinengeräusche werden dabei in "konzerthafter Umsetzung" als "Requiem für Herrn Kusch" verarbeitet. Der sprachliche Teil nutzt Auszüge aus der Anklage, der Anhörung und den Abschiedsbriefen von Oskar Kusch. Zur Eröffnung trug Herr Penschuck den auditiven Teil live bei. Zu den normalen Öffnungstagen finden Besucher auf der Installation einen QR-Code, über den sie mit dem Smartphone zu der musikalische Begleitung geleitet werden.

Penschucks Arbeiten des Werksatzes REGISTRATO thematisieren bürokratisierte Gewalt, Krieg und Ausgrenzung und werden seit 2012 in engagierten Ausstellungen gezeigt.

Der Künstler Daniel Penschuck bei der Eröffnung seiner Installation, © kiel-magazin.de
Der Künstler Daniel Penschuck bei der Eröffnung seiner Installation, © kiel-magazin.de

Rolf Fischer, der Vorsitz der Initiative Stadtgeschichte, bezeichnete das Gebäude des ehemaligen Gefängnisses und den Außenbereich in seiner Eröffnungsrede als Erinnerungsraum, als Zukunftsort für eine Geschichtsaufarbeitung mit Perspektive und als kulturellen Bürgerort, der von den Anwohnern des Stadtteils Kiel-Wik mitgestaltet werden kann. Kuratorin Anja Manleitner sieht die Ausstellung als Aufruf zur Verantwortung für die Demokratie und zum Widerstand gegen die Gegner des Rechtsstaats. Außerdem trug Ingrid Lietzow, Vorsitzende des Vereins Maritimes Viertel, eine kurze Eröffnungsrede bei.

Die Ausstellung "Widerstand & Verantwortung" ist bis zum 7. September 2024 geöffnet. Verschiedene Führungen werden angeboten, darunter die Kombiführung "Der Kommandant und sein Boot" über Oskar Kuschs Leben und sein U-Boot am ersten und dritten Sonntag im Monat von 11.00 bis 17.00 Uhr sowie die Führung "Aber sterben, das können wir fabelhaft..." mit Hintergründen zu den Situationen auf den U-Booten freitags um 14.30 Uhr. Die Kuratorinnenführung "Es gäbe noch so viel zu sagen" schließlich findet samstags um 14.30 statt. Der Eintritt für alle Führungen ist frei.

Die Finissage der Ausstellung findet am 7. September 2024 um 17.00 Uhr statt. Weitere Informationen sind unter www.oskarkusch.de zu finden.

Quelle:  oskarkusch.de
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