Energiesparen im Norden: Effektiv einen Beitrag leisten
Ratgeber Wohnen, Haus & Garten
Die Bundesregierung und Umweltorganisationen wie Greenpeace rufen zum Energiesparen auf. Oftmals genügen wenige Handgriffe, um den Stromverbrauch zu reduzieren und energieeffizienter zu heizen. Das hält erstens Ihre Kosten niedrig und zweitens tragen Sie dazu bei, den Ausstoß umweltschädlicher Treibhausgase zu reduzieren.
Doch wie funktioniert das in kälteren Klimazonen, in denen mehr Heizbedarf besteht als in sonnenverwöhnten südlichen Ländern? Im Mittelmeerraum werden Wohngebäude gar nicht erst mit Heizungen ausgestattet, während kalte Wintertage in Deutschland trotz des Klimawandels nach wie vor zum Heizen zwingen.
In diesem Ratgeber erfahren Sie, wie Sie Gebäude energieeffizient machen und mit welchen verhaltensbasierten Maßnahmen Sie im Norden Energie sparen können.
Strukturelle Maßnahmen zum Energiesparen im Norden
Wie die Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen verdeutlicht, ist Deutschland in hohem Maße von Energie-Importen abhängig, vor allem von Gas und Öl. Spätestens seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine ist ins öffentliche Bewusstsein vorgedrungen, dass das Land sich davon unabhängig machen sollte. Wenn Sie ein Haus besitzen, können Sie folgende strukturelle Maßnahmen zum Energiesparen einleiten:
Wärmedämmung: Laut Angaben von Vattenfall versetzt Sie eine hochwertige Wärmedämmung in die Lage, Heizkosten langfristig zu verringern. Darunter versteht man eine Hülle aus Baustoffen oder Bauteilen, mit der Dächer, Außenwände und Fußböden isoliert werden. Typische Materialien mit einer geringen Wärmeleitfähigkeit sind Glas- und Steinwolle, Holzfasern und Holzwolle. Sie schränken unerwünschte Wärmeverluste ein, sodass Sie in nördlichen Klimazonen vor Kälteeinbrüchen besser geschützt sind.
Verglasung von Fenster und Türen: Zur Wärmedämmung im Norden tragen auch zwei- und dreifach verglaste Fenster und Türen bei. Das spart nicht nur langfristig Energie, sondern bewirkt ebenfalls eine Geräuschentlastung. In der Regel bieten Fenster und Türen mit Dreifachverglasung einen besseren Wärmeschutz, doch grundsätzlich sollten Sie vor dem Einbau den sogenannten U-Wert ermitteln. Es handelt sich um den Wärmedurchgangskoeffizienten, der anzeigt, wie viel Wärme durch ein Fenster nach draußen entweicht.
Moderne Heizsysteme: Das Umweltbundesamt empfiehlt Heizgeräte der Energieeffizienzklasse A+++. Öl- und Gasheizungen erreichen die Klassen B bis A, während Wärmepumpen mindestens A+ schaffen müssen. Die Bundesregierung strebt aktuell eine Energiewende mit Wärmepumpen als zukunftsweisendes Heizsystem an. Deshalb müssen ab 2024 mindestens 65 Prozent aller Heizungen in Neubaugebieten mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Eine Wärmepumpe macht die aus dem Grundwasser, dem Erdreich oder der Luft gewonnene Umweltwärme nutzbar und überträgt sie an ein Heizsystem, auch in kalten Regionen. Bei extremer Kälte mag sie jedoch an Effektivität verlieren. Wärmepumpen sollten einmal pro Jahr gewartet werden, damit sie 15 bis 20 Jahre halten.
Verhaltensbasierte Maßnahmen zum Energiesparen im Norden
Jeder Mensch im Norden kann mit seinem Verhalten einen Beitrag leisten, um den Energieverbrauch zu drosseln. Sofern Sie eine 70 Quadratmeter große Wohnung besitzen, können Sie durch Stoßlüften 85 Euro und 330 kg CO2 pro Jahr einsparen, erläutert Mein-Klimaschutz.de. Stoßlüften begünstigt einen schnellen Luftaustausch und sollte bei nordischen Temperaturen mehrmals täglich für fünf bis zehn Minuten bei heruntergedrehten Heizthermostaten erfolgen. Beim Dauerlüften hingegen kommt es kaum zu einem Luftaustausch, während die Heizwärme unnötig verloren geht.
Wussten Sie, dass sich jedes Grad Raumtemperatur auf die Heizkosten niederschlägt? Das Umweltbundesamt rät, die Heiztemperatur in Wohnbereichen bei maximal 20 Grad Celsius zu halten. In der Küche sollte sie 18 und im Schlafzimmer 17 Grad Celsius nicht übersteigen, allerdings entscheidet in erster Linie Ihre individuelle Wohlfühltemperatur.
Zur richtigen Temperaturregulierung haben Sie die Möglichkeit, ein Thermostatventil zu installieren. Mit dem Thermostatkopf lässt sich die Raumtemperatur in jedem Zimmer einstellen. Idealerweise senken Sie sie nachts und tagsüber während Ihrer Abwesenheit ab, am besten um fünf Grad Celsius.
Stromsparen im Norden ist ein Kinderspiel, wenn Sie die optimalen Maßnahmen kennen:
- Deaktivieren Sie bei Elektrogeräten den Stand-by-Modus.
- Kochen Sie nur mit Deckel.
- Verwenden Sie eine Steckdosenleiste mit Schalter. Ein Knopfdruck genügt, um sämtliche angeschlossenen Geräte vom Stromnetz zu trennen.
- Ersetzen Sie Glühbirnen durch LEDs oder Energiesparlampen, denn die herkömmliche Birne nutzt nur fünf Prozent ihrer Energie für die Lichterzeugung. Die verbleibenden 95 Prozent verpuffen als ungenutzte Wärme.
- Schalten Sie das Licht beim Verlassen eines Raums aus.
- Waschen Sie Ihre Kleidung ohne Vorwäsche und wählen Sie den 30-Grad-Schonwaschgang. Das spart ein Drittel des Stroms beim Waschen.
Technologische Innovationen zum Energiesparen in kälteren Regionen
Technologische Innovationen zum Energiesparen sind auf dem Vormarsch. Mittlerweile gibt es Smart-Home-Lösungen wie Sensoren, die an Fenstern und Türen montiert werden. Sobald sie geöffnet werden, fährt der Sensor die Heizung automatisch herunter. Weitere Sensoren messen die Temperatur und Luftfeuchtigkeit drinnen und draußen und leiten die Daten an eine zentrale Haussteuerung weiter. Per App lassen sich solche Systeme jederzeit auf dem Smartphone steuern. Bei einem Kälteeinbruch haben Sie also ständig die Möglichkeit, die Heiztemperatur anzupassen.
Vielleicht leben Sie in einer sonnenreichen Region im Norden und spielen mit dem Gedanken, selbst nachhaltig Strom zu produzieren. Eine Option ist eine Photovoltaik-Anlage auf dem heimischen Dach, die Sonnenlicht in Strom umwandelt.
Gerade in Norddeutschland spielt aber noch eine weitere Form der erneuerbaren Energie eine große Rolle: Windkraft. Wie der NDR berichtet, präsentierten bei der Messe Husum Wind 2023 verschiedene Firmen Windkraftanlagen. Dänemark ist in puncto erneuerbare Energien übrigens längst ein Vorreiter: Das nördliche Nachbarland setzt bereits seit einiger Zeit auf Off-Shore-Windparks auf dem offenen Meer.
Fördermöglichkeiten für das Energiesparen im Norden
Dass sich Energiesparen im Norden lohnt, zeigen nicht nur die reduzierten Kosten für Strom und Heizen im eigenen Haushalt. Energieeffiziente Technologien in Privathaushalten und im Gewerbe werden mittlerweile auch staatlich gefördert. Beispielsweise können Bürger in Kiel eine Förderung für Photovoltaik-Balkonanlagen beantragen.
Eine KfW-Förderungen unterstützt in der Ausstattung unterschiedlicher Wohnbereiche und die Kreditanstalt für Wiederaufbau fördert die Einrichtung eines intelligent vernetzten Zuhauses. Die Förderprogramme reichen von der Automatisierung der Beleuchtung bis zu baulichen Veränderungen zwecks Wärmedämmung.
Sofern Sie sich den Umstieg auf energieeffizientere Haushaltsgeräte aktuell nur schwer leisten können, springt die Caritas mit einer Finanzspritze ein. Unter Umständen erhalten Sie 100 Euro für ein neues Gerät dazu.
Das Ziel all solcher Maßnahmen ist, den Primärenergieverbrauch bis 2050 gegenüber 2008 um 50 Prozent zu verringern und die Treibgas-Emissionen gegenüber 1990 bis 2030 um 65 Prozent zu senken.