Digitale Währungen der Zentralbanken: Ein Blick in die Zukunft

Digitale Währungen sind nach wie vor im Fokus: Das Interesse an Kryptowährungen ist stetig wachsend, private Stablecoins wie Facebooks ehemaligen Libra-Projekt (heute Diem) häufen sich, und insgesamt werden unsere Finanzen deutlich digitaler. Es ist also nicht überraschend, dass viele Zentralbanken ernsthaft über die Einführung ihrer eigenen digitalen Währung nachdenken.

Eurotower, © pixabay.com
Eurotower, © pixabay.com

Doch was sind digitale Zentralbankwährungen (auch Central Bank Digital Currencies, CBDCs genannt) eigentlich genau? Wie unterscheiden sie sich von Kryptowährungen? Und welche Chancen und Risiken ergeben sich aus ihrer Einführung?

Was sind digitale Zentralbankwährungen?

Digitale Zentralbankwährungen sind eine digitale Form des staatlichen Geldes, die von einer Zentralbank ausgegeben wird. Im Gegensatz zu Kryptowährungen wie Bitcoin, die dezentral und nicht von einer Regierung kontrolliert werden, wären CBDCs zentral verwaltet und staatlich reguliert. Sie könnten sowohl in Form eines Kontomodells als auch eines tokenbasierten Systems existieren. In einem Kontomodell würde die Zentralbank Konten für Bürger und Unternehmen führen, während in einem tokenbasierten System digitale "Münzen" ähnlich wie Bargeld direkt zwischen den Nutzern übertragen werden könnten.

Das Hauptziel von CBDCs ist es, eine digitale Alternative zu Bargeld bereitzustellen, die sicher, effizient und leicht zugänglich ist. Die meisten bestehenden Überlegungen zielen darauf ab, CBDCs als Ergänzung zum Bargeld einzuführen und nicht als dessen vollständigen Ersatz. Dennoch könnte eine weit verbreitete Nutzung digitaler Währungen die Bedeutung von Bargeld langfristig verringern.

Unterschiede zwischen CBDCs und Kryptowährungen

Obwohl sowohl CBDCs als auch Kryptowährungen digital sind, gibt es grundlegende Unterschiede zwischen ihnen. Der offensichtlichste Unterschied ist die zentrale Kontrolle: Kryptowährungen wie Bitcoin sind dezentral und basieren auf einer Blockchain-Technologie, die Transaktionen durch ein verteiltes Netzwerk von Computern bestätigt. Es gibt keine zentrale Behörde, die das System überwacht oder die Geldmenge kontrolliert. Im Gegensatz dazu würde eine CBDC von einer Zentralbank ausgegeben und reguliert werden, was sie in die bestehende Finanzinfrastruktur integriert.

Ein weiterer Unterschied ist das Ziel der Währungen. Während Kryptowährungen oft als Wertaufbewahrungsmittel oder Spekulationsobjekte verwendet werden, sollen CBDCs den Zahlungsverkehr erleichtern und die Finanzstabilität unterstützen. Bei Kryptowährungen können die tagtäglichen Schwankungen erhebliche Veränderungen hervorbringen, weshalb eine umfassende Beobachtung von den aktuellen Krypto Kursen extrem wichtig ist. Sie könnten dazu beitragen, die Effizienz von Zahlungen zu erhöhen, die Transaktionskosten zu senken und die finanzielle Inklusion zu fördern.

Vorteile von CBDCs

Die Einführung digitaler Zentralbankwährungen könnte eine Vielzahl von Vorteilen mit sich bringen, die sowohl Bürgern als auch den Regierungen zugutekommen.

  1. Erhöhte Effizienz im Zahlungsverkehr: Einer der größten Vorteile von CBDCs ist die potenzielle Steigerung der Effizienz im Zahlungsverkehr. Digitale Zahlungen könnten schneller und kostengünstiger abgewickelt werden, insbesondere bei grenzüberschreitenden Transaktionen, die derzeit oft zeitaufwändig und teuer sind.
  2. Finanzielle Inklusion: In vielen Ländern haben Teile der Bevölkerung keinen Zugang zu traditionellen Bankdienstleistungen. Eine CBDC könnte es diesen Menschen ermöglichen, direkt auf digitale Finanzdienste zuzugreifen, ohne ein Bankkonto eröffnen zu müssen. Dies könnte speziell in Entwicklungsländern von Bedeutung sein, wo viele Menschen aufgrund von geografischen oder wirtschaftlichen Barrieren vom Bankensystem ausgeschlossen sind.
  3. Erhöhte Kontrolle und Transparenz: Regierungen könnten durch die Einführung von CBDCs eine bessere Kontrolle über die Geldflüsse im Wirtschaftssystem erlangen. Dies könnte dazu beitragen, Geldwäsche und andere illegale Aktivitäten zu bekämpfen, da alle Transaktionen in einem zentralisierten System leichter nachverfolgt werden könnten.
  4. Währungssouveränität: In einer Welt, in der private Kryptowährungen immer populärer werden, könnte die Einführung einer CBDC dazu beitragen, die Währungssouveränität zu sichern. Regierungen hätten weiterhin die Kontrolle über ihre nationale Währung und könnten verhindern, dass private digitale Währungen die Rolle des gesetzlichen Zahlungsmittels übernehmen.

Herausforderungen und Risiken

Trotz der potenziellen Vorteile gibt es auch zahlreiche Herausforderungen und Risiken, die mit der Einführung digitaler Zentralbankwährungen verbunden sind.

  1. Datenschutzbedenken: Die Einführung einer zentralisierten digitalen Währung könnte zu Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes führen. Da jede Transaktion potenziell von der Zentralbank überwacht werden könnte, könnten Bürger besorgt darüber sein, dass ihre finanziellen Aktivitäten überwacht und aufgezeichnet werden. Dies könnte das Vertrauen in das Finanzsystem untergraben.
  2. Cybersecurity-Risiken: Eine CBDC könnte ein attraktives Ziel für Hacker sein, da sie potenziell Zugriff auf eine riesige Menge an digitalem Vermögen ermöglicht. Die Gewährleistung der Sicherheit des Systems wäre eine zentrale Herausforderung, um das Vertrauen der Nutzer zu gewinnen.
  3. Auswirkungen auf das Bankensystem: Wenn Bürger und Unternehmen ihre Einlagen von Geschäftsbanken zu einer CBDC transferieren würden, könnte dies die Liquidität des Bankensystems beeinträchtigen. Banken könnten Schwierigkeiten haben, Kredite zu vergeben, was zu einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums führen könnte. Um dies zu vermeiden, müsste das Design der CBDC sorgfältig durchdacht werden, um eine Komplementarität zum bestehenden Bankensystem zu gewährleisten.
  4. Technologische Herausforderungen: Die Einführung einer CBDC erfordert eine robuste technologische Infrastruktur, die zuverlässig, sicher und skalierbar ist. Die Entwicklung und Implementierung eines solchen Systems könnte erhebliche Investitionen und eine enge Zusammenarbeit zwischen Regierung und Privatsektor erfordern.

Der internationale Stand der CBDC-Entwicklung

Mehrere Länder befinden sich in verschiedenen Stadien der CBDC-Entwicklung, von der Forschung über Pilotprojekte bis hin zur Einführung.

  • China ist führend bei der Entwicklung einer digitalen Währung und testet bereits den digitalen Yuan in mehreren Städten. Das Land verfolgt ehrgeizige Pläne, die Verbreitung der Währung zu beschleunigen und möglicherweise als Vorreiter für andere Nationen zu dienen.
  • Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ebenfalls Untersuchungen zur Einführung eines digitalen Euro eingeleitet. Ein solches Projekt könnte darauf abzielen, die Wettbewerbsfähigkeit des europäischen Zahlungsverkehrsmarktes zu stärken und eine Alternative zu bestehenden digitalen Zahlungsdienstleistern zu schaffen.
  • Die USA befinden sich derzeit in einer Forschungsphase und haben keine endgültige Entscheidung über die Einführung einer CBDC getroffen. Die Federal Reserve untersucht jedoch die potenziellen Auswirkungen auf das Finanzsystem und die Währungspolitik.
  • Schweden arbeitet seit einigen Jahren an der Entwicklung einer digitalen Währung, der sogenannten e-Krona. Das Land hat aufgrund der abnehmenden Nutzung von Bargeld ein großes Interesse daran, eine digitale Alternative anzubieten.

Zukünftige Implikationen für das globale Finanzsystem

Die weit verbreitete Einführung von CBDCs könnte das globale Finanzsystem grundlegend verändern. Sie könnte nicht nur den Zahlungsverkehr effizienter machen, sondern auch die Art und Weise, wie Geldpolitik betrieben wird, revolutionieren.

  1. Änderung der Geldpolitik: Mit der Einführung von CBDCs könnten Zentralbanken eine präzisere Kontrolle über die Geldmenge und die Zinsen ausüben. Theoretisch könnten sie sogar "programmierbares Geld" schaffen, bei dem bestimmte Bedingungen an die Nutzung der Währung geknüpft sind, z.B. zeitlich begrenzte Konjunkturprogramme.
  2. Veränderung des internationalen Zahlungsverkehrs: CBDCs könnten die Art und Weise, wie internationale Zahlungen abgewickelt werden, erheblich verändern. Derzeit dominieren Banken und Intermediäre den internationalen Zahlungsverkehr, aber CBDCs könnten direkte, schnelle und kostengünstige Transaktionen zwischen verschiedenen Währungen ermöglichen. Dies könnte auch dazu führen, dass Länder verstärkt bilaterale Vereinbarungen über den direkten Austausch digitaler Währungen treffen.
  3. Wettbewerb um die globale Leitwährung: Die Einführung einer CBDC durch ein großes Land wie China oder die USA könnte den Wettbewerb um die Dominanz auf den globalen Finanzmärkten verschärfen. Ein digitaler Yuan oder digitaler Dollar könnte als Zahlungsmittel und Wertaufbewahrungsmittel an Bedeutung gewinnen und damit den Einfluss dieser Länder auf das globale Finanzsystem weiter stärken.

Fazit

Digitale Zentralbankwährungen stehen an der Schwelle zur Realität und haben das Potenzial, das Finanzsystem tiefgreifend zu verändern. Sie bieten eine Chance, die Effizienz des Zahlungsverkehrs zu erhöhen, die finanzielle Inklusion zu fördern und die Geldpolitik zu modernisieren. Gleichzeitig müssen jedoch zahlreiche Herausforderungen bewältigt werden, um Datenschutzprobleme, technologische Risiken und mögliche Auswirkungen auf das Bankensystem zu adressieren.

Die Zukunft der CBDCs hängt von der Fähigkeit der Regierungen ab, diese Herausforderungen zu meistern und gleichzeitig die Vorteile einer digitalen Währung zu nutzen. Es bleibt abzuwarten, ob sich CBDCs als langfristige Lösung durchsetzen oder ob andere Formen digitaler Zahlungen weiterhin dominieren werden. Klar ist jedoch, dass die Diskussion um digitale Zentralbankwährungen das Potenzial hat, das zukünftige Finanzsystem grundlegend zu prägen.

Weitere Empfehlungen