Abschied von einem einzigartigen Ermittler: Der letzte "Tatort" mit Axel Milberg als Kommissar Borowski
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Es ist das Ende einer Ära: Nach 20 Jahren und 38 Fällen verabschiedete sich Axel Milberg als Kommissar Klaus Borowski vom Kieler "Tatort". Zum Abschluss seiner beeindruckenden Laufbahn lud der Norddeutsche Rundfunk (NDR) zur Preview des letzten Falls "Borowski und das Haupt der Medusa" ins Kieler Schauspielhaus ein. Gemeinsam mit Milberg, seiner Kollegin Almila Bagriacik und weiteren Gästen wurde die finale Folge erstmalig gezeigt und der einmalige Charakter sowie sein Darsteller gebührend gefeiert.

Auf die Frage, was es für ihn bedeutet hat, den Kieler Kommissar zu verkörpern, betonte Axel Milberg seine tiefe Verbundenheit mit der Stadt und der Region. In seiner Rolle als Borowski hat er bekannte und unzugängliche Orte erkundet und dabei immer wieder die Schönheit Kiels entdeckt. Eine Anekdote, die er erzählte, steht sinnbildlich für die von ihm so geschätzte norddeutsche Lebenskultur: Kinder, die im Regen in einer Pfütze spielen – ein Moment der Unbeschwertheit und Freude trotz widriger Umstände.
Bei einer Stadtführung für seine Kollegin Almila Bagriacik hatte Milberg für jeden Ort eine Geschichte parat. NDR-Intendant Joachim Knuth sieht in Borowski den typischen Kieler verkörpert: Milberg bringe eine norddeutsche Authentizität mit, eine wunderbare Art von Zurückhaltung, die er schon als Jugendlicher hatte. Gleichzeitig sei er schon seit seiner Jugend sehr wandelbar gewesen und habe jeden Charakter vollkommen ausgefüllt.
Almilas Lieblingsmoment und die Zusammenarbeit mit Axel Milberg
Für Almila Bagriacik war einer der Höhepunkte der Zusammenarbeit Borowskis Zeile "Machen Sie nicht so einen Lärm" – ein Moment, der die trockene, humorvolle Art des Kommissars perfekt einfängt. Axel Milberg selbst fiel typisch norddeutsch keine Szene ein, er betonte aber, wie wichtig es ihm war, das Kind in sich lebendig zu halten.
Die Zusammenarbeit zwischen Milberg und Bagriacik war von gegenseitigem Respekt und Vertrauen geprägt. Almila konnte, wie sie sagt, neben Axel in aller Ruhe wachsen. Knuth ist überzeugt, dass die Spur, die Milberg hinterlässt, noch über Jahre sichtbar sein wird.
Kieler sein und auf norddeutsch Dinge mit Humor nehmen
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Der mittlerweile in München lebende Milberg betonte, wie sehr es ihm geholfen hat, Kieler zu sein und typisch norddeutsch Dinge mit Humor zu nehmen. Jetzt, nach dem Ende seiner Zeit als Borowski, verspürt er eine Aufbruchsstimmung – bereit für neue Herausforderungen und Rollen.
Drehbuchautor Sascha Arango verriet, dass die Schreibarbeit an einem Tatort-Skript gewöhnlich vier Wochen dauert. Die Geschichte des letzten Borowski-Tatorts wollte er schon seit Jahren erzählen. Dem überraschenden Ende näherte er sich nach und nach an.
Dabei betonte er, dass private Gewohnheiten des Ermittlers immer der Geschichte dienen müssen. Für Arango war die Arbeit beim Tatort an Borowski der Job seines Lebens. Er würde Milberg übrigens gerne einmal als Mörder schreiben.
Emotionaler Abschied von Freunden und Kollegen
Zum Abschied las Almila Bagriacik ein Gedicht vor, während Thomas Klügel, dessen Charakter Roland Schladitz ebenfalls in den Ruhestand geht, sich mit einem Brief an Borowski bedankt. Videobotschaften von Freunden und Freundinnen sowie Kolleginnen und Kollegen rundeten den emotionalen Abschied von einem einzigartigen Ermittler ab.
Mit Axel Milberg verlässt nicht nur ein herausragender Schauspieler den Kieler "Tatort", sondern auch ein Stück norddeutsche Identität. Seine Interpretation des Kommissars Borowski hat die Reihe über zwei Jahrzehnte geprägt und den Zuschauern einen tiefgründigen, humorvollen und authentischen Charakter geschenkt.
Der letzte Fall nach 20 Jahren: Borowski und das Haupt der Medusa
In seinem letzten Fall kommt Borowski einem Serienkiller auf die Schliche, indem er im Bürgeramt wie zufällig über mehrere nur scheinbar unauffällige Todesfälle stolpert. Es entspinnt sich ein Katz- und Maus-Spiel zwischen Borowski, seiner Kollegin Mila Sahin und dem IT-affinen, skrupellosen Mörder, das sowohl Borowskis Scharfsinn und seine untrügliche Intuition als auch seine Kreativität bei der Verbrecherjagd auf die Probe stellen wird – und das nur Tage vor seiner Rente.
August Diehl brilliert in der Rolle des Mörders Robert Frost, die er mit seiner unangenehm ekligen Darstellung ausfüllt. Axel Milberg und seine Mitermittlerin Almila Bagriacik in der Rolle der Mila Sahin zeigen ihre gewohnte, lässig-unterhaltsame Chemie in einem Tatort, der den aus dem Amt scheidenden Borowski ganz in den Mittelpunkt stellt. Auch Borowski-Chef Roland Schladitz bekommt seine Momente, die sein liebevoll konurrierendes Verhältnis mit dem altgedienten Kommissar durchscheinen lassen.
Am stärksten ist der Film aber in seiner Atmosphäre, die besonders dem Soundtrack mit seiner elektronischen, ambient-artigen Stimmung und der kompetenten Kameraführung zu verdanken ist. Klaustrophobisch bedrückende Räume und die graue Kulisse Kiels sorgen für ein dichtes Klima der Spannung, das regelmäßig durch makabren Humor gebrochen wird.
Der Stadtteil Düsternbrook ist außerdem nicht zufällig einer der Hauptschauplätze: Milberg selber wuchs dort auf. In dieser bieder-beengten Welt der unheimlichen Villen ankert Milberg das Publikum mit seiner souveränen und trockenen Darstellung des sympathischen Kommissars.
Wo der Plot unausgefüllt bleibt, füllen die überlebensgroßen Charaktere – allen voran Klaus Borowski – die entstehenden Räume mit ihrer Präsenz und bilden eine Leinwand, auf der der "Natural Born Kieler" sein angemessenes Abschiedsbild malen kann. Ein gelungener letzter Fall.